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Presseberichten ist zu entnehmen, dass sich erneut Verzögerungen bei der Beschaffung von Wehrmaterial der Bundeswehr ergaben, diesmal bei den neuen Kampfstiefeln.

Laut der Meldung wird die Lieferung (Kampfschuh leicht) sich um voraussichtlich anderthalb Jahre verzögern. Der Bericht beruft sich auf eine Antwort des Verteidigungsministeriums auf die Anfrage der FDP-Bundestagsabgeordneten Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

Umfragen unter Soldaten deuten darauf, dass der Kampfschuh nach der Waffe der zweitwichtigste Ausrüstungsgegenstand ist. Die Bundeswehr hat beginnend 2015 im Projekt Kampfschuhsystem Streitkräfte beschlossen, den aktuellen Standardstiefel, von dem jeder Soldat zwei Paar besitzt, durch ein System mehrere Stiefel für unterschiedliche Anforderungen zu ersetzten. Jeder Soldat soll demnach drei Paar Schuhe – zwei Paar Kapfschuh schwer und ein Paar Kampfschuh leicht – erhalten. Doch die Lieferung neuer Stiefel – Kampfschuh leicht – aus braunem Rauleder wird nicht wie geplant bis Ende 2020 abgeschlossen werden können.

In der Antwort des BMVg heißt es: „Die vollständige Umsetzung des neuen Kampfschuhsystems Streitkräfte wird nach derzeitiger Planung bis zum Ende des zweiten Quartals 2022 abgeschlossen sein.“ Bislang hätten alle Soldaten die neuen Stiefel bis Ende 2020 erhalten sollen. Als Grund gibt das BMVg die begrenzten Produktionskapazitäten der Industrie an.

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Vom Kampfschuh schwer wurden bereits 160.000 Paar ausgegeben. (Foto: Bundeswehr)

Bereits in der Juli Ausgabe der ES&T wies ein Autor aus dem Kommando Heer auf generelle Herausforderungen in der Beschaffung von Bekleidungsausrüstung hin. Der Autor: „Größte Herausforderung sind dabei neben den begrenzten finanziellen Mitteln auch die durchaus begrenzten Industriekapazitäten. Große internationale Bekleidungskonzerne geben dabei den Takt an. Die Bundeswehr mit ihren vergleichsweise geringen Stückzahlen muss sich oft hintenanstellen. Selbst Lebensmitteldiscounter machen heute mit Textilien mehr Umsatz als die Bundeswehr pro Jahr für Investitionen in Bekleidung und persönliche Ausrüstung zur Verfügung hat.“

Im Gegensatz zum Kampfschuh leicht, von dem bisher nur 31.000 Paar ausgeliefert worden, wurden, den Angaben der Bundeswehr nach, bereits 160.000 der knapp 183.000 Soldaten mit einem Paar Kampfschuh Schwer ausgerüstet. Das zweite Paar der neuen Kampfschuhe (schwer) gibt es aktuell im Austausch gegen abgelaufene Stiefel“ schreibt die Bundeswehr heute in ihren Auftritten der sozialen Medien.

Das neue Kampfschuhsystem

Die neuen, leichten Kampfstiefel sind aus braunen Rauleder gefertigt. Die Oberfläche soll so an sandigen Einsatzorten nicht so schnell abgeschmirgelt werden. Dafür müssen die Angehörigen der Streitkräfte sie jetzt aber mit einem Spray und einer Nubuk-Aufraubürste intensiver pflegen – die Oberfläche verklebt sonst.

Laut der Bundeswehr erfüllt das neue Kampschuhsystem Streitkräfte folgende wesentliche Forderungen:

Modularität Sommer/Winter, geschlechterspezifische Leisten (Modelle für Männer und Frauen), auf die Kategorien schwer und leicht angepasste Funktionssocken aus den Projekten Socken.

Allgemein wurde aufgrund der funktionalen Leistungsbeschreibung für den Kampfschuh, schwer, und den Kampfschuh, leicht, ein funktionaler und leichter Kampfstiefel gefordert, der eine leise und schnelle Annäherung an Objekte/Gegner ermöglicht. Dieser soll für schnelle Sprints geeignet sein und muss den Gelenkapparat bei schnellen Bewegungsabläufen, Richtungswechseln, rapiden Stopps und Fallschirmsprüngen wirksam stützen. Der Schuh muss den Fuß, insbesondere den Knöchel, umfassend vor äußeren Einflüssen schützen. Ein Stoss- und Gerölschutz (Schutt) schützt im Spitzen- und Fersenbereich.

Die uneingeschränkte Eignung für den Marsch zu Fuß, auch mit Gefechtsausstattung (Gepäck bis zu 15 kg) muss gewährleistet sein. Die Laufsohle muss eine hohe Griffigkeit und Geräuscharmut aufweisen. Das gilt für den multifunktionalen Einsatz im urbanen, flachen, felsigen und gebirgigen Gelände auf unterschiedlichen nassen wie trockenen Untergründen. Auch das Führen von Fahrzeugen darf nicht eingeschränkt werden.

Als Einsatztemperaturbereich wurde das Spektrum zwischen -5 bis +30°C festgelegt. Der Kampfschuh muss antistatisch, dauerhaft wasserdicht und mit handelsüblichen Pflegemitteln gut zu pflegen sein.

André Forkert