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Ab dem 22. Juni gingen einige Tage lang Nachrichten durch die Medien, die USA hätte einen Cyberwar gegen den Iran geführt. Dieser Cyberwar sei parallel zum konventionellen Angriff im Nachgang des Abschusses einer US-Drohne geplant und im Gegensatz zum abgesagten konventionellen Angriff schließlich auch durchgeführt worden. Als Quelle für diese Informationen wurden (meistens) die „Washington Post“ genannt, manchmal auch nur „US-Medien“.

Die „Washington Post“ berichtete tatsächlich am 22. Juni unter der Überschrift „Trump approved cyber-strikes against Iran’s missile systems“, dass das U.S. Cyber Command auf Befehl von Präsident Donald J. Trump iranische Computersysteme lahmgelegt habe, die zur Kontrolle der Luftverteidigung dienten. Im weiteren Verlauf ist allerdings nur noch die Rede von Angriffen auf die Revolutionsgarde, der Begriff Luftverteidigung bzw. „missile system“ taucht im gesamten Artikel nicht auf. Als Quelle dienen informierte Personen (people familiar with the matter) gemeinsam mit dem Hinweis, dass die Cyberstrikes zuerst von Yahoo News berichtet wurden.

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US-Präsident Donald J. Trump bei der Unterzeichnung einer Anordnung zur Verhängung weiterer Sanktionen gegen den Iran am 24. Juni 2019 (Foto: The White House/Joyce N. Boghosian)

Der entsprechende und somit als eigentlicher Ursprung anzusehende Artikel bei Yahoo News nennt wiederum als Informanten zwei namentlich nicht genannte ehemalige Nachrichtendienstler. Allerdings fanden laut Yahoo News die Angriffe nur gegen eine iranische Spionagegruppe statt, die der Revolutionsgarde sehr nahe stehen soll. Von einem amerikanischen Angriff auf die iranische Luftverteidigung ist wiederum keine Rede.
Dass diese eigentliche Randnotiz des Konfliktes, dieses Tagesgeschäft der Cyberoperations, überhaupt so einen Wind verursachen konnte, ist das eigentlich Erstaunliche. Von geheimen Kriegen wird bei Cyberoperations oftmals gesprochen. Dank der Bits und Bytes scheinen CyberWaffen ähnlich unheimlich wie A- oder B-Waffen, für die menschlichen Sinne nicht erfassbar und doch potenziell tödlich. Vielleicht liegt die leicht vorhandene Hysterie, mit der jede Cyber-Operation zum Krieg – oftmals auch gleich zum Verstoß gegen das Völkerrecht – hochstilisiert wird, darin begründet, dass diese Operationsdomäne relativ neu ist.

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