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Die Wehrtechnische Dienststelle für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr (WTD 61) in Manching hat mit dem im Heer eingeführten Mikro-Aufklärungsdrohne im Ortsbereich MIKADO Potential und technische Grenzen sowie Schwächen von unbemannten Fluggeräten (UAS) systematisch untersucht. Ziel der Untersuchungen im Auftrag des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) ist die Bewertung der Systemeigenschaften als Vorrausetzung für Weiterentwicklung bestehender und die Beschaffung neuer Systeme.

Die notwendigen Tests auf dem Erprobungsgelände Feilenmoos hat die WTD 61 im Mai 2019 gemeinsam mit dem Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe durchgeführt. Während des gesamten Prozesses der Planung, Durchführung und Auswertungen wurde das Test-Team u.a. durch den Technologiestützpunkt Tarnen und Täuschen des Ausbildungszentrums Munster sowie das Kommando Spezialkräfte (KSK) unterstützt.

In verschiedenen Aufgabenstellungen wurden sowohl das fliegerische Handling des Fluggerätes, als auch die Transportierbarkeit über verschiedene Hindernisse und die Inbetriebnahme der kompletten Drohnenausstattung getestet und parallel bewertet.

Auf einem Hindernisparcours mussten die Bediener mit vollständiger persönlicher Ausrüstung (incl. Handwaffen) das verpackte Gerät über Geländehindernisse wie Bodenwellen, Gräben und Steigungen transportieren und am Zielort auspacken und in Betrieb nehmen. Hierbei standen Gewicht, Abmessungen und Robustheit des gefüllten Transportbehälters im Fokus, u.a. um die Belastungsgrenzen für die Soldaten sowie die Betriebssicherheit des Geräts darzustellen.

Um die Manövrierfähigkeit des UAS zu ermitteln, gab es einen Slalomparcours sowie mehrere Durchflugstunnel aus halboffenen Zelten und Tarnnetzen. Hier wirkten sich die Agilität des Fluggeräts und die Steuerungsleistung des Piloten (Steuerer des unbemannten Luftfahrzeugs, ULfz-Steuerer) auf das Leistungsvermögen des Systems aus. Gesucht sind Ansätze zur Verbesserung der Systemleistung durch technische Änderungen sowie durch Ausbildung/Training des Piloten.

Ein weiterer Schwerpunkt der Erprobung lag in der Bewertung der Aufklärungsfähigkeit des Systems. Hierzu wurde durch einen erfahrenen ULfz-Steuerer ein speziell ausgearbeiteter „Aufklärungsauftrag“ durchgeführt und anschließend bewertet. Die Aufgabe bestand darin, verschiedene Ziele im visuellen und infraroten Spektrum durch das UAS MIKADO aufzuklären und zu identifizieren.

Dazu waren Ziele in verschiedenen taktischen Situationen aufgebaut. Hierzu gehörten Zieldarstellungen in unübersichtlichem Gelände (z. B. Wiese mit hohen Gräsern) und in Anlehnung an Gebäude. Dabei kamen auch beheizbare Ziele zum Einsatz, um die Aufklärungsfähigkeiten und -bedarf im visuellen und im infraroten Spektralbereich zu überprüfen.

Die umfangreichen Versuchsergebnisse zeigen Stärken und Schwächen des untersuchten Systems, bestehend aus Fluggerät, Steuerung und Bediener. In die Auswertung werden die Ergebnisse so weit möglich generalisiert und ein Forderungskatalog für Weiterentwicklungen oder zukünftige Systeme erarbeitet. Die Soldaten als Bedarfsträger erhalten Hinweise für die Erstellung realistischer militärischer Forderungen an unbemannte Aufklärungssysteme. Damit können die Systeme für die immer komplexeren Anforderungen in den Einsätzen optimiert werden.

Gerhard Heiming