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Der dritte amerikanische Tarnkappen- (Stealth-) Zerstörer der Zumwalt-Klasse wurde am 27. April bei der Bath Iron Works (einer Tochtergesellschaft der General Dynamics-Gruppe) im US-Bundesstaat Maine getauft, vier Monate nach dem Stapellauf (9. Dezember 2018). Die USS „Lyndon B. Johnson“ (DDG 1002) trägt den Namen des von 1963 bis 1969 amtierenden 36. US-Präsidenten, dessen beide Töchter die Taufpatinnen sind.

Nunmehr als ‚Multi-Mission‘-Zerstörer bezeichnet verfügen die 183 Meter langen, mehr als 15.000 Tonnen verdrängenden Schiffe der Zumwalt-Klasse, die Geschwindigkeiten knapp über 30 Knoten (54 km/h) erreichen können, über 80 VLS-Zellen (in 20 Modulen angeordnet) zum Verschuss von Tomahawk-Marschflugkörpern. Ein Einsatz in der <ballistischen> Raketenabwehr ist denkbar – jedoch ist die Ausstattung mit SM-3 bzw. SM-6 nicht bestätigt (im VLS jedoch möglich!). Neben ESSM ist auch für die artilleristische Komponente gesorgt: zwei 155mm-Türme und zwei 30mm-Geschütze (Bushmaster II). In Fachkreisen wird über den Ersatz eines Turmes durch eine Railgun spekuliert. Die Zumwalt-Klasse kann zwei SH-60 LAMPS III oder einen MH-60 SEAHAWK aufnehmen. Außerdem bis zu drei Northrop Grumman MQ-8 Fire Scout Hubschrauber-Drohnen. Die Besatzung beläuft sich auf 147 plus 28 Einschiffungen (Stab, Hubschrauber-Komponente)(zum Vergleich: die etwas kleinere Ticonderoga-Klasse fährt mit 390).

Die Indienststellung ist nach jetzigem Stand für Dezember 2021 vorgesehen. USS „Lyndon B. Johnson“ (DDG 1002) folgt „USS Zumwalt“ (DDG 1000)(Indienststellung im Oktober 2016)  und USS „Michael Monsoor“ (DDG 1001) (Indienststellung im Januar 2019 – wir berichteten).

Die US-Marine beabsichtigte ursprünglich, 32 dieser Schiffe zu bauen – und hatte beabsichtigt, sie als Artillerieträger gegen Landziele auf große Entfernung einzusetzen. Aufgrund von Kostensteigerungen wurde die Anzahl der zu bauenden Schiffe auf drei reduziert. Auch kam es zu Eingriffen in der Waffenausstattung. Beispiel: Die zu verschießende Munition wurde eigens für das auf den Zumwalt eingesetzte Advanced Gun Systems (AGS) entwickelt, also maßgeschneidert, um Reichweiten über 150 Kilometern zu erzielen. Aufgrund langer Entwicklungszeiten und steigender  Kosten für das LRLAP (Long Range Land Attack Projectile), die mit 800.000 bis zu einer Million USD (letzteres entspricht 890.000 Euro) pro Schuß angesetzt wurden, hatte man die Anforderungen zurückgefahren.

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Das jetzige Zumwalt-AGS hat eine geschätzte Reichweite von ca. 115 Kilometern. Diesem Umstand wurde im Dezember 2017 konzeptionell und in der Ausrüstung Rechnung getragen. Die Zumwalt sollen nun ihr Angriffspotential gegen Ziele an Land und zu Wasser nutzen, die Flugkörperausstattung wurde modifiziert (Aufnahme von ‚Maritime Tomahawk Block IV‘ Schiff-Schiff-Flugkörper), die Fassungsvermögen der VLS-Zellen vergrößert, das Radar runterdimensioniert (nun AN/SPY-3 anstelle einer Kombination aus AN/SPY-4 mit AN/SPY-3).

Im Haushaltsjahr 2009 waren die Kosten mit 8,977.1 Milliarden USD veranschlagt. Gemäß einer Studie des (US) Congressional Research Service (datiert 17. April 2019) sind nun für das Haushaltsjahr 2020 13,195 Milliarden USD, das entspricht 11,762 Milliarden Euro einzuplanen – eine Steigerung von 47 Prozent gegenüber der ursprünglichen Bewilligung (Haushaltsjahr 2009).

Hans Uwe Mergener