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Kaum vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verpflichteten sich die USA und Kanada zum militärischen Schutz Westeuropas – und erteilten damit isolationistischen Versuchungen eine klare Absage. Dennoch waren sich nicht alle zeitgenössischen Beobachter der historischen Tragweite dieser Entscheidung bewusst. Die „Washington Post“ unkte, die Unterzeichnungszeremonie sei „vermutlich spektakulärer als ihr Anlass“. Die Kapelle des State Department vergriff sich bei der Musikauswahl: Um die Präsidentengattin Bess Truman zu ehren, spielte man ein Medley aus dem Gershwin Musical Porgy and Bess, darunter auch „I got plenty of nothing“ und „It ain‘t necessarily so“.

Andere Beobachter hatten indes verstanden, dass der neue transatlantische Verteidigungspakt weit mehr war als lediglich ein Beistandsversprechen auf einem Stück Papier. Der italienische Außenminister Graf Sforza, der sich einst geweigert hatte, für Mussolini zu arbeiten, verglich den Washingtoner Vertrag mit der englischen Magna Charta, die er als „permanente Schöpfung“ beschrieb. Die wohl beste Charakterisierung der neuen Allianz gelang jedoch dem amerikanischen politischen Kommentator Walter Lippmann. Der Pakt, so schrieb er wenige Tage später, beschreibe eine Interessengemeinschaft, die viel älter sei als der Konflikt mit der Sowjetunion und diesen Konflikt folglich auch überdauern werde. 

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