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Die brasilianische Marine hat das Konsortium Águas Azuis als bevorzugten Bieter für den Bau von vier neuen Korvetten der Tamandaré Klasse (Corvette Class Tamandaré, CCT) ausgewählt. Das deutsch/brasilianische Konsortium mit den Embraer Defense & Security und Atech wird von thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) geführt. TKMS wird über Unteraufträge auch seine deutsche Tochter ATLAS Elektronik beteiligen

Mit dem CCT Programm wird die brasilianische Marine ihre Flotte erweitern und modernisieren. Die vier Korvetten sollen zwischen 2024 und 2028 in Dienst gestellt werden. Hauptaufgaben sind die Abwehr möglicher Bedrohungen, der Schutz des Seeverkehrs und die Überwachung der brasilianischen Hoheitsgewässer – dem sogenannten „Blue Amazon“ mit einer Gesamtfläche von über 4,5 Millionen km². Die Korvetten werden auch bei Friedensmissionen und humanitären Einsätzen eine bedeutende Rolle spielen, und somit einen wichtigen Beitrag zur brasilianischen Diplomatie leisten.

Wie bei allen Rüstungsprogrammen legt Brasilien großen Wert auf die Beteiligung der nationalen Industrie. Erwartet wird ein 40 prozentiger Anteil an der Wertschöpfung mit der Schaffung von mehr als 1.000 direkten und rund 4.000 indirekten Arbeitsplätzen sowie ein Technologietransfer für den militärischen Schiffbau sowie für die Führungs- und Plattform-Managementsysteme.

Die neuen Korvetten basieren auf dem bewährten Konzept MEKO A100 von TKMS. Der auf Modulen basierende Entwurf vereinfacht die lokale Integration von Systemen und den Technologietransfer, und trägt zur Senkung der Anschaffungs-, Wartungs- und Modernisierungskosten bei. Die MEKO Klasse vereint modernste Technologie und robuste Kampffähigkeit. Die Schiffe verfügen über außergewöhnliche Eigenschaften in Bezug auf Reichweite und Standkraft. Dadurch verfügen mehrere Marinen weltweit über eine flexible, vielseitige Kampfplattform und fortschrittliche Schiffe für unterschiedliche Einsätze.

Die Korvetten mit eine Länge von 107,2 m und einer Breite von 15,95 m verdrängen 3.455 Tonnen bei einem Tiefgang von 5,2 m und werden von vier MAN 12V 28/33D STC Dieselmotoren mit je sechs MW Leistung angetrieben. Die Marschgeschwindigkeit ist mit 14 Knoten (26 km/h) angegeben. Die Versorgung mit elektrische Energie erfolgt über vier Dieselgeneratoren Caterpillar C32 mit je einem Megawatt elektrischer Leistung.

Die Sensorausstattung umfasst u.a. das Artisan 3D-Radar von BAE Systems, ein Oberflächenradar (S-Band) und ein Navigationsradar (x-Band) von Raytheon, das Feuerleitradar STIR 1.2 EO Mk2 von Thales, das elektro-optische Sicht- und Feuerleitsystem Paseo XLR von Safran und das im Rumpf montierte aktive Sonar ASO 713 von ATLAS Elektronik.

Die Bewaffnung ist ein Mix aus Kanonen und Flugkörpern. Hierzu gehören die Schiffskanonen 76/62 mm von Leonardo und 40 Mk 4 von Bofors, die Flugkörper Exocet MM40 B1/B3 und Sea Ceptor (CAMM) von MBDA Systems, Torpedowerfer TLS-TT von SEA und die ferngesteuerte Waffenstation Sea DeFnder mit schwerem Maschinengewehr 12,7 mm für die Nahbereichsabwehr von FN Herstal. Außerdem dient das Täuschsystem C-Guard von Terma dem Schutz der Plattform.

Seit 1982 sind 82 Korvetten und Fregatten der MEKO Klasse an Marinen aus 14 verschiedenen Nationen geliefert worden – darunter auch die fünf Korvetten K130 der Braunschweig Klasse. 37 dieser Schiffe wurden außerhalb Deutschlands gebaut und befinden sich noch im Einsatz – mit einer erwarteten Lebensdauer von mehr als 40 Jahren.

Gerhard Heiming