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Sea Naval Solutions, ein Konsortium aus vier belgischen und französischen Unternehmen (Engine Deck Repair (Belgien), Chantiers de l’Atlantique (Frankreich), Thales Belgium und Socarenam (Frankreich)), präsentierte am 31. Januar in Antwerpen sein Angebot zukünftiger Minenabwehrfahrzeuge der belgischen und niederländischen Marine.

Während die Niederlande für das Fregattenprogramm zuständig sind, hat bei der Nachfolge der von den beiden Ländern betriebenen M-Einheiten (Tripartite bzw. Karel Doorman) Belgien die Federführung. Das Projekt umfasst den Bau von 2×6 Mutterschiffen, die mit einer ‚tool box‘ unterschiedlicher Fähigkeiten zur Minenortung  und -bekämpfung aufwarten: Oberflächendrohnen mit Schlepp-Sonar, ferngesteuerte Unterwasser- und Flugdrohnen. Indienststellung der ersten Einheit wird ab 2023 erwartet, bis 2030 soll das Vorhaben abgeschlossen sein. Das Budget liegt in der Größenordnung von etwas mehr als einer Mrd. Euro.

Sea Naval Solutions bietet ein futuristisch anmutendes Mutterschiff an, das auf seinem bereits der französischen Marine vorgestellten Konzept basiert. Das Design wurde an die Bedürfnisse der beiden Nordseemarinen angepasst. Im Ergebnis ein 92 m langes, 16 m breites Schiff mit dieselelektrischem Antrieb, Geschwindigkeit 15 Knoten. Der Rumpf besteht aus für die elektromagnetische, elektrische und akustische Signatur optimierten Stahl.

Der Entwurf von Sea Naval Solutions sieht von Thales stammende 12 m große autonome Oberflächenfahrzeuge vor, Unterwasserdrohnen von Thales und Saab, das auch die Flugdrohnen anbietet.

Von Thales käme das Führungs- und Waffeneinsatzsystem und nach noch nicht bestätigten Informationen Radarkomponenten.

Launch and Recovery System (Graphik: Sea Naval Solutions)

Eine der augenfälligsten Innovationen des Sea Naval Solutions Vorschlags ist das Drohnenstart- und -aufnahmesystem (Launch and Recovery System, LARS), bei dem man sich des Knowhows einer auf Offshore-Hebegeräte spezialisierten Firma bediente. Das Gerät besteht aus einem Portal und einem Auffangkorb, der Drohnen bis zu Seegang 5 einsetzen bzw. aufnehmen kann.

Konkurrenten im Wettbewerb sind die niederländische Damen, die mit der belgischen Imtech zusammenarbeitet sowie das Konsortium ‚Belgium Naval & Robotics‘, das Naval Group und ECA Robotics (Toulon) umfaßt.

Konzept Belgium Naval & Robotics (Graphik: Belgium Naval & Robotics)

Belgium Naval & Robotics, ein Konsortium aus Naval Group und ECA Robotics (Toulon) akzentuierte mit konzeptionellen und wirtschaftlichen Überlegungen den Wettbewerb. Der Entwurf sieht über die seegehenden Einheiten und deren Ausstattung hinaus die Aufstellung von zwei ‚labs‘ vor. In einem +MCM Lab+, in Brüssel stationiert, sollen künftige Technologien in der Minenabwehr erschlossen werden. Ein +Cyber Lab+ (Standortvorschlag Brüssel oder Antwerpen) soll die maritime Cybersicherheit fördern (sowohl zivil als auch militärisch). Wie bei ‚Sea Naval Solutions‘ sind ebenfalls Fertigungsanteile in Belgien vorgesehen. Flanders Ship Repair, Zeebrugge, solle mit der Wartung der Mutterschiffe betraut werden. Insgesamt sei auf 20 Jahre ein Kapitalrückfluß in Höhe von 2,1 Mrd. Euro zu erwarten. Entsprechende Absprachen in den drei belgischen Regionen, ein für Belgien wesentliches Kriterium, seien bereits erfolgt.

Atlas Elektronik will sich bei der Ausgestaltung der ‚tool box‘ beteiligen.

Eine Auswahlentscheidung durch das belgische Verteidigungsministerium war ursprünglich für Februar vorgesehen. Geht es nach der Würdigung in den belgischen Medien, so liegen die Präferenzen bei Belgium Naval & Robotics.

Hans Uwe Mergener