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Noch immer sind Umstände und Täter der Ermordung des saudischen Dissidenten Jamal Kashoggi nicht letztlich aufgeklärt. Viele Fragen sind noch offen. Bisher wurde die Frage wenig beleuchtet, warum die Täter mit Istanbul eine muslimischer Stadt für diese Tat gewählt haben.   

Am 2. Oktober 2018 wurde Jamal Khashoggi, soviel ist unbestritten, im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul von Agenten Saudi-Arabiens getötet. Seither veröffentlichen nationale sowie internationale Medien immer mehr Details über den Tathergang wie auch über die Täter selbst. Der investigative Journalismus, wobei man im Fall der Türkei wohl eher von einer gleichgeschalteten Erdogan-Presse sprechen muss, profitiert bei der Erlangung von Informationen in diesem Fall enorm von der gezielten Streuung von Details seitens der türkischen Staatsanwaltschaft, der Polizei und ihren Ermittlern, sowie von der regierenden AKP. Dies ist, gerade bezogen auf die Türkei, durchaus bemerkenswert, jedoch nicht weiter verwunderlich, schaut man sich die politischen Interessen der Türkei bzw. Erdogans in diesem Fall etwas genauer an. Die im Moment drängendste Frage, sowohl bei den Medien als auch in der internationalen Politik, scheint die Frage nach der Urheberschaft dieser Tat zu sein. Gegenwärtig gibt es dazu zwei Versionen. Zum einen sagt das Königshauses Saud, dass ein 15-köpfiges „Spezialkommando“ sich verselbstständigt hat und ohne das Wissen, geschweige denn einer Erlaubnis seitens der obersten Führung, sprich dem König oder dem Kronprinzen Saudi-Arabiens, nach Istanbul gereist ist, um den unliebsamen Dissidenten zu ermorden. Die zweite Version stammt von den türkischen Ermittlern bzw. der türkischen Regierung, und wie es in US-Medien heißt, auch von der CIA. Danach gab der Kronprinz Mohammed Bin Salman persönlich den Befehl, Khashoggi in das Konsulat nach Istanbul zu locken, um ihn dort zu ermorden. Die Indizien, die bisher der Öffentlichkeit bekannt sind, deuten sehr stark auf Version zwei hin. Bei der CIA, allen gegenteiligen Behauptungen von Seiten des Außenministers Pompeo sowie des Verteidigungsministers Mattis zum Trotz, spricht man von einer nahezu „Smoking Gun“ hinsichtlich der Urheberschaft dieser Tat. Geht man also davon aus, dass Mohammed Bin Salman den Befehl zur Beseitigung Khashoggis gegeben hat, so fällt auf, dass im bisherigen Diskurs zu dieser Thematik eine Frage noch völlig außer Acht gelassen wurde. Warum Istanbul? Was können die Gründe dafür sein, dass Khashoggi ausgerechnet in das Konsulat nach Istanbul gelockt wurde? 

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