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Zugegeben: Es ging nicht um die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs, Kampfschiffes, Panzers oder U-Boots, sondern „nur“ um ein geländegängiges, tropentaugliches Allrad-Fahrzeug für niederländische Spezialkräfte in der Karibik. Doch die Abwicklung dieses Rüstungsprojekts innerhalb von insgesamt nur 8 Monaten klingt rekordverdächtig. Anfang Juni 2018 schrieb die Defensie Materieel Organisatie (DMO), die Beschaffungsorganisation des niederländischen Verteidigungsministeriums, den Auftrag für die Lieferung von zunächst 36 Spezialfahrzeugen aus, die für das 3. Bataillon der Königlich-Niederländischen Marineinfanterie (Korps Mariniers) bestimmt sind.

Diese Einheit der schon 1665 gegründeten Elitetruppe der niederländischen Marine wird derzeit zum Schutz der niederländischen Antillen eingesetzt. Den Zuschlag für den Auftrag erhielt Anfang August das kleine Unternehmen Deba Bedrijswagens B.V., das bereits im September das erste Exemplar des DMV (Dutch Military Vehicles) 4×4 Anaconda genannten Fahrzeugs präsentierte. Es basiert auf dem Chassis des seit Jahrzehnten gebauten IVECO Daily, eines Transporters der 7-Tonnen-Klasse, nun allerdings mit einer Bodenfreiheit von 50 cm. Der modulare Aufbau bietet je nach Konfiguration 4 bis 9 Personen Platz. Ein 3-Liter-Dieselmotor von IVECO ermöglicht eine Spitzengeschwindigkeit von 110 km/h und eine Reichweite von 1000 km bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 6,1 Tonnen. Das ungeschützte, aber nachrüstbare Fahrzeug hat Waffenstationen auf dem Fahrzeugdach und auf der Beifahrerseite. Motor und Automatikgetriebe können von jedem IVECO-Händler auf der Welt gewartet werden. Die ersten 36 Anaconda-Fahrzeuge sollen dem Korps Mariniers am 31. Januar 2019 auf Curaçao übergeben werden, 10 weitere sollen folgen. Das niederländische Vergabeverfahren bei der Rüstungsbeschaffung ist mit dem deutschen durchaus vergleichbar, das Tempo der Umsetzung aber offenkundig nicht.

Autor: Wolfgang Labuhn