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Nach Übernahme des früheren Düsseldorfer Unternehmens ICOS GmbH im Jahr 2015 und Neugründung des Unternehmensbereichs Heinen ICS (Individuelle Computer-Sicherheit) hat sich das Haaner Unternehmen Heinen Elektronik GmbH im Markt für militärisch genutzte IT-Komponenten und IT-Sicherheit neu positioniert.

Dipl.-Ing. Peter E. Heinen, Geschäftsführender Gesellschafter (Fotos/Grafik: HEINEN ICS)

ES&T: Welche Gründe waren für die Übernahme der früheren ICOS GmbH ausschlaggebend?

Peter Heinen: Es gibt langfristig planbare Unternehmensentscheidungen, aber auch Situationen, die unter den speziellen Randbedingungen eine schnelle unternehmerische Entscheidung erfordern. Aufgrund der für uns plötzlich anstehenden Möglichkeit eines Asset Deals der ICOS GmbH stand uns leider nur ein kleines Zeitfenster zur Verfügung, in dem wir einen möglichen ICOS Know-how- und Produkt-Transfer bewerten konnten. Oft wird einem erst in der Retrospektive bewusst, dass sich unsere spontane Entscheidung in der Vergangenheit der Firmenbeziehung von Heinen und ICOS begründet hat. Herr Stäcker, einer der ehemaligen Geschäftsführer der ICOS GmbH für Technik und Vertrieb, hat bereits kurz nach seinem Elektrotechnik-Studium in Aachen mit meinem Vater, Hans M. Heinen († 2014), der Heinen Elektronik 1969 gegründet hat, an innovativen Elektronik-Lösungen zusammengearbeitet.

ES&T: Was sind heute die Kernkompetenzen des Unternehmens? Auf welchen Märkten bewegen Sie sich mit welchen Produkten und Dienstleistungen?

Peter Heinen: Die Firma Heinen Elektronik GmbH hat zum 1. Juni 2015 die kompletten ICOS-Dokumentationen und die entsprechenden Nutzungsrechte für die ICOS-Produkte erworben und hat den ICOS Engineering-Bereich unter der Leitung des ehemaligen Entwicklungsleiters von ICOS wieder sukzessiv mit den Know-how-Trägern von ICOS aufgebaut. Herr Stäcker, der über zwanzig Jahre die Projektgeschäfte vertrieblich und technisch aus der ICOS Geschäftsführung abgewickelt hat, unterstützt die Firma, tragfähige Geschäftsfelder von ICOS zu integrieren und weiter auszubauen.

Durch die komplette Know-how- und Ersatzteilübernahme für alle von ICOS für das FüInfoSys Heer gelieferten IT-Komponenten ist insbesondere die Erhaltung der Einsatzreife in Verbindung mit der neuen Instandsetzungsmöglichkeit und Ersatzteilversorgung der eingesetzten ICOS IT-Komponenten durch HEINEN über einen langen Zeitraum gewährleistet. Alle Elektronik-Leiterkarten für die ICOS IT-Komponenten beim FüInfoSys Heer wurden bei der Heinen Elektronik GmbH gefertigt.

Durch die eigene Elektronik-Fertigung können wir gepaart mit dem Schaltungs- und Entwicklungs-Know-how der ICOS Baugruppen sogar auf Bauteilebene Instandsetzungen durchführen.

Der Instandsetzungs-Rahmenvertrag für die ICOS IT-Komponenten beim FüInfoSys Heer ist Ende 2015 vom öAG an die Heinen Elektronik GmbH vergeben worden, ein wesentlicher Schritt zur gesicherten Versorgbarkeit.

Im Rahmen von Regenerationsaufträgen ersetzen wir in den Geräten und Systemen die Schlüssel-Komponenten durch moderne marktverfügbare Komponenten und führen für alle Komponenten eine Obsoleszenz-Recherche durch mit entsprechenden Vorschlägen zur gesicherten Langzeitversorgung, sodass die Systeme noch viele Jahre in Nutzung bleiben können.

Die Heinen Elektronik GmbH bedient natürlich weiterhin den angestammten Industrie-Kundenkreis. Wir entwickeln und fertigen von einfachen elektronischen Baugruppen bis zur komplexen, qualifizierten Systemlösungen für Industriekunden aus vielen unterschiedlichen Branchen, dazu zählen z.B. gehärtete Airbag-Testsysteme, hochgenaue Temperatur-Messsysteme für den Automotiv-Bereich, Niveauregulierung für Busse und LKWs, elektronische Kassensysteme für Tankstellen.

Dipl.-Ing. Joachim Stäcker, Vertriebsleiter

Joachim Stäcker: Während meiner zehnjährigen Konzernzeit bei iCOS war ich primär mit der Entwicklung von elektronischen Geräten, Systemen und Steuerung für Großmaschinen betraut gewesen. In der Regel waren es immer Maschinen für ausgefallene Bearbeitungsaufgaben. Für diese Entwicklungen benötigten wir immer verlässliche und kompetente Elektronik-Firmen, die in der Lage waren, Einzelstücke, Kleinststückzahlen und mittlere Losgrößen zu fertigen. Die Firma Heinen erfüllte unsere Vorstellungen einer konstruktiven, schnellen und direkten Zusammenarbeit insbesondere auf der Fertigungs- und Entwicklungsebene, sodass sich nach der Gründung der ICOS GmbH die Zusammenarbeit weiter intensivierte. Einer der ersten größeren Aufträge an Heinen war die Fertigung der von ICOS entwickelten Elektronik-Baugruppen für das MICMOS 2000 Rechner-System der Panzerhaubitze 2000 für die vier Nutzerstaaten.

Durch die strategische Kompetenzerweiterung bietet HEINEN seinen anspruchsvollen Kunden aus der Industrie und dem Bundeswehrbereich heute neben der Entwicklung und Fertigung elektronischer Baugruppen komplette, qualifizierte, kunden- bzw. projektspezifische Geräte- und Systemlösungen zum Einsatz auch unter extremen Umweltbedingungen.

Sicherheitskonzept der NOSPY Workstation: Höchster Datenschutz durch intelligente Hardware-Benutzerführung

ES&T: Welche weiteren Referenzen im militärischen Bereich können Sie anführen?

Joachim Stäcker: 25 Jahre Projekterfahrung im Bundeswehrbereich haben uns mit vielen unterschiedlichen Führungs- und Waffeneinsatzsystemen in Berührung gebracht, in denen Heinen die von ICOS entwickelten Baugruppen gefertigt hat.

Peter Heinen: In den vergangen drei Jahren haben sich die Mitarbeiter erfolgreich in die Geräte und Systemlösungen von ICOS eingearbeitet. Auf diese Weise kann neben der Instandsetzungsleistung für die ICOS IT-Komponenten im FüInfoSys Heer auch die Unterstützung von 250 projektspezifischen Computern von ICOS für U-Boote mit Brennstoffzellentechnologie von Siemens ermöglicht werden. Wir führen die von der NSPA beauftragte Regeneration der von ICOS gelieferten MICMOS 2000 Rechner-Systeme für alle Nutzerstaaten durch. Alle ICOS Referenz-Lösungen können grundsätzlich von uns instandgesetzt werden.

ES&T: Welche Zielsetzungen haben Sie für den noch jungen Unternehmensbereich Heinen ICS?

Peter Heinen: Die Motivation zum Aufbau eines ganz neuen HEINEN ICS Geschäftsbereichs für Individuelle Computersicherheit resultiert aus der teilweise desolaten Sicherheitslage an sicherheitskritischen Computerarbeitsplätzen. In Verbindung mit der aktualisierten Datenschutz-Grundverordnung gewinnt das Thema IT-Sicherheit auch auf der Hardware-Ebene zunehmend an Bedeutung.

Joachim Stäcker: Die ICOS GmbH war unter anderem auf gehärtete IT-Komponenten zur Ausstattung stationärer und mobiler Systeme zur digitalen Verarbeitung sensibler, vertraulicher und geheimer Informationen an sicherheitsrelevanten Arbeitsplätzen spezialisiert. Der Geschäftsbereich HEINEN Individuelle Computersicherheit (ICS) bündelt das Know-how innovativer Unternehmen zur Entwicklung und Fertigung hardwarebasierter IT-Sicherheitssysteme gegen spurlosen digitalen Datendiebstahl.

Peter Heinen: Bisher liegt der Schwerpunkt darauf, die Sicherheit in der vernetzten Kommunikation insbesondere auf der Softwareseite (Virenschutz, Firewalls, Verschlüsselung, usw.) stetig zu erhöhen und zu verbessern. Dabei wird vollkommen außer Acht gelassen, dass es damit zunehmend effektiver wird, sich direkt am Punkt der Informations-Generierung und Verarbeitung durch den Nutzer am Computer die Informationen illegal zu beschaffen. Der Vorteil liegt darin, dass noch keine Verschlüsselung stattgefunden hat, sondern alles ohne nachweisbare Folgespuren im Klartext abgreifbar ist. IT-Sicherheit in der Informationstechnik sollte unabdingbar auf der Computer-Hardwarebasis beginnen, vor der vernetzten Kommunikation, insbesondere der Zugang zum Internet! Leider sind heutige Computerarbeitsplätze mit der entsprechenden Peripherie weit entfernt von einer hardwarebasierenden Sicherheits-Struktur. Das heutige generelle Sicherheitsproblem liegt in einer Risikoeinschätzung, die nicht im Entferntesten dem realen Bedrohungspotenzial gerecht wird. Zu diesem Thema hat die Heinen ICS die Broschüre „Sicherheitsrisiko IT-Hardware – Defizite im Schutz sensibler Daten (Gefahrenaufklärung für IT-Sicherheitsbeauftragte in Behörden und staatlichen Einrichtungen)“ erstellt, die in verständlicher Form die Gefahrenlage transparent vermittelt.

ES&T: Eine Produktlinie, die aus unserer Sicht besondere Beachtung verdient, sind die NoSpy-Boxen. Welchem Bedarf entsprechen Sie mit diesen Produkten, bzw. für welche Anwendungen sind sie ausgelegt?

Die NOSPY BOX® PRO 03

Peter Heinen: Die durch den Know-how-Transfer von ICOS ermöglichte Neuausrichtung der Hardware-basierten IT-Sicherheit veranlasste HEINEN ICS zum Aufbau eines umfangreichen Eigenproduktbereiches. Hier betritt Heinen mit den Produkten NoSpy-Box® – und der NoSpy-Workstation Neuland am Markt.

Joachim Stäcker: Unsere neu entwickelte NoSpy-Box® – Datenschutz durch Data-Cut-Out-System, verhindert unkontrolliert ins Stromnetz abfließende sensible Daten und damit den spurlosen Datendiebstahl. Durch den unkomplizierten und wirkungsvollen Einsatz der NoSpy-Box® kann die Informationssicherheit durch effektiven IT-Hardwareschutz in Behörden und staatlichen Einrichtungen vom Home-Office bis zum Arbeitsplatz mit Geheimhaltungseinstufung signifikant verbessert werden.

Peter Heinen: Die NoSpy-Box® basiert auf einer Basisentwicklung der ICOS GmbH und bildet eine Lösungskomponente unserer NoSpy-Workstation, die in Zukunft ein nutzerfreundliches und abhörsicheres Arbeiten am Computer auf höchstem Niveau garantiert. Auf der Basis von kommerzieller am Markt verfügbarer Computer-Hardware werden wir ergänzende Hardware-Komponenten und Strukturen entwickeln, die ein Höchstmaß an Hardware-Sicherheit für den zukünftigen Computer-Arbeitsplatz garantieren bei minimaler Belastung durch regulative Prozesse/Abläufe des Computer-Nutzers, um damit eine hohe Anwender-Akzeptanz zu erzielen.

Die Fragen stellte Jürgen Hensel.